Falsche Fragen, richtige Fragen

Freitag, 30. September 2011

Ob China bei uns Schule machen sollte, fragen sich seit geraumer Zeit innovative Geister. Helmut Schmidt ringt ab und an mit dieser Frage, wenn er sich wieder mal als Sinologe ausweist. Publizistisch wird das Thema gelegentlich ausgeschlachtet. Kürzlich tollte das Feuilleton, als Amy Chua sich als chinesischstämmige Erfolgsmutter ausgab - und nun fragt man sich wieder, ob wir weniger Demokratie wagen sollten, wie wir das aus China wissen. Von China lernen also?

Gleichwohl wir unsere europäischen Werte, unsere Lebensphilosophie gegen die Rotten des Islam zu verteidigen trachten, sinniert man ganz unverblümt über die Annahme von Idealen, die dem chinesischen Kommunkapitalismus, ja der chinesischen Geschichte überhaupt, entwachsen sind. Das historisch entstandene Lebensgefühl Europas ist verhandelbar, wenn es gegen eine Konditionierung Europas auf mehr Markt, mehr Produktivität, weniger Bürokratie in Form von Arbeitnehmerrechten oder Umweltschutzgesetzen, gedrechselt wird. Die Annahme neuer Ideale hat rentabel zu sein, dann kann man sich vorstellen, sie Europa, sie Deutschland aufzuerlegen. Dann wird aus einer Diktatur chinesischer Machart etwas, was vielleicht nicht das Gelbe vom Ei ist, aber immerhin etwas, was uns Wohlstand bescheren könnte.

Natürlich wissen Kenner unserer Situation, dass eine Welt, in der der Profit Gott und der freie Markt dessen Künder ist, dass die Demokratie, wie wir sie kennen - oder wie wir sie kannten? -, in Zugzwang gerät. Sie kostet, sie hemmt, sie steht dem Profit im Weg. Es könnte so schön sein ohne die Rituale, die die Demokratie installiert hat, ohne diese dauernde Rechenschaft, die ständigen Regierungswechsel, die Instabilität, die manche Parteiflügel-Phantasie verursacht. Die Rendite wäre üppiger abschöpfbar, müsste man nicht das Humankapital vor Verletzung, Krankheit und Arbeitslosigkeit schützen, im Alter durchfüttern - müsste man nicht eine Welt bewahren, die uns untertan für Gewinnerzielung zu sein hat.

Wie kann sich die Demokratie gegen diesen Zugzwang aufstellen, fragt man sich. Zyniker sagen, die Demokratie war eine kurze Episode - der Fortschritt leitet uns in eine Diktatur des Kapitals, wie wir sie in China beobachten. Warum zur Wehr setzen, wenn man eh nichts daran ändern kann, erklären sie weise. Wahr ist, dass wir uns bis dato nicht gewehrt haben. Viele Anzeichen nähren den Verdacht, dass wir auf den Weg sind, irgendwie geartete chinesische Zustände zu erlangen. Was wir erleben ist eine Diktatur - noch keine gänzlich politische, auch wenn sich die Politik zum Handlanger wirtschaftlicher Egoismen macht. Aber die Tendenzen stehen stramm. Dass wir uns Fragen gefallen lassen müssen, ob denn die Demokratie ein schwaches Staatswesen sei, weil es wirtschaftlich verkompliziert - was sie gar nicht tut, was aber als Märchen praktisch ist -, liegt an der Dominanz des Profitdenkens, liegt daran, dass wir dieser Denkart, die uns in Fleisch und Blut injiziert wurde, keine Leine um den Hals werfen. Der Wettlauf um satte und immer sattere Einkünfte veranstaltet einen Wettbewerb, der ganze Nationen vor Entscheidungen stellt, die keine Verbesserungen mit sich bringen werden, sondern nur die endlose Gewinnmaximierung einer kleinen Clique von Profiteuren. Das tut der Wettbewerb bereits heute - und wird er immer drastisch tun.

Wollen wir einen Weg aus dieser programmierten Diktatur finden, so müssen wir uns Fragen stellen, die außerhalb der neoliberalen Vorstellungskraft liegen. Fragen nach dem Sinn dieses ganzen Wirtschaftens - Fragen nach dem Motiv einer effizient strukturierten Arbeitswelt, die immer mehr Menschen davon ausschließt, ein Leben in Würde zu führen, weil sie darin keinen Platz mehr finden - Fragen nach der Absicht einer Wettbewerbsfähigkeit, die den Wettbewerb für diejenigen, die ihr unter die Räder kommen, verzerrt - Fragen danach, ob die Arbeit als Gesellschaftsfundament nicht anachronistisch ist, in einer Zeit, da Arbeit immer rarer wird. Das sind die eigentlichen Fragen, die wir uns stellen müssen - nicht solche, ob wir etwa in die Diktatur marschieren sollten, weil da das Leben vermeintlich besser organisiert und wohlständiger ist. Das sind im Diskurs sicher berechtigte, ja auch provozierende, damit aufweckende Fragen - aber es bleiben doch falsche Fragen, weil sie die Spielregeln und die gedankliche Voraussetzung des Neoliberalismus beinhalten, nicht außerhalb dieses Ideologiegebäudes angesiedelt sind.

Nur wenn wir als Gesellschaft in den Wettbewerb zu den (Wirtschafts-)Diktaturen dieser Welt treten, werden wir in die Gefahr geraten, gänzlich in den autoritären Heilslehren zu versumpfen. Der globale Wettbewerb, das Gieren nach Exportweltmeisterschaften und den größten Stück Kuchen des Welthandels, was wiederum zwangsläufig Kostenreduzierung um jeden Preis als Folge zeitigt, macht uns zu Wettbewerbern nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch im Kampf um das beste Staatssystem. Einen solchen Wettbewerb kann man sich nur entziehen, wenn man die treibenden Kräfte aus der Wirtschaft gesetzlich an die Leine nimmt und sie ihren nationalen wie internationalen Verantwortungen überführt - und man kann ihm sich entziehen, wenn man sich weigert, um der Krone der Welt willen, um jeden erdenklichen Preis wettbewerbsfähig zu sein. Entziehen wir uns nicht, so ziehen wir uns die Diktatur auf die eine oder andere Weise zu...



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Mit dem Papst einer Meinung sein

Donnerstag, 29. September 2011

Als der Stellvertreter Jesu Christi die Abgeordneten des Bundestages in süße Träume wiegte, sprach er auch davon, dass das Mehrheitsprinzip, das in der Demokratie einen "Großteil der rechtlich zu regelnden Materien" ausmacht, nicht immer Anwendung finden könne. Handelt es sich nämlich um Kriterien wie die "Würde des Menschen und der Menschheit", reicht das Mehrheitsprinzip nicht mehr aus. Das sei aber, so schob er pflichtschuldig nach, als wollte er den Abgeordneten damit philosophische Weisheit beglaubigen, offenkundig. Ob er sich da mal nicht täuscht?

Im Kapital "Mehrheiten", das sich in meinem Buch "Auf die faule Haut" findet, bringe ich zur Sprache, dass das Majoritätsprinzip oftmals kritisch ist. Ich verweise auf die Agenda 2010, die wesentliche Aspekte der menschlichen Würde beinhaltete, neu interpretierte oder schlicht verleugnete und die, hätte man sie zur freien Abstimmung überstellt, eine Mehrheit gefunden hätte. Zu Zeiten, da Schröder eine Aufbruchstimmung erzeugte mit seinen großmäulig angesetzten Reformen, hätte die Agenda ein Fundament in der Bevölkerung gefunden - erst später wurde einer Mehrheit bewusst, dass es sich bei den Segnungen dieses Paketes, nur um eine neoliberale Grundsatzerklärung handelte. Was würde ferner geschehen, wenn in Zeiten, da xenophobe Aufwiegler den öffentlichen Diskurs diktieren, in die Runde gefragt würde, ob man denn aus Deutschland ausweisen solle oder nicht? Kriterien, die die menschliche Würde belangen, so konnte man ebendort lesen, seien nicht die Kompetenz der Masse. Schon gar nicht, wenn sie von den Medien im Denken und Fühlen angeleitet würden. Bereits vormals, in dem Text "Charmante Geste", der in meinem Buch "Unzugehörig" nachzublättern ist, führe ich jene Gedanken, die der Papst im Bundestag einwarf, auf konkretere Bahnen. Eine Gesellschaft, die sich den absoluten Mehrheitswillen unterwerfen würde, müsste sich zuerst von den publizistischen Rattenfängern befreien, um wirklich frei und unabhängig zu einer eigenen Meinung zu gelangen - tut sie es nicht, endet das in einem Fiasko.

Das Thema selbst soll jetzt nicht vertieft werden. Dazu schrieb ich bereits ausführlich, nachzulesen in besagten Büchern. Irritierend ist vielmehr, dass die Worte des Papstes Applaus ernteten. Dass er am Mehrheitsprinzip nestelt, es für per se nicht praktikabel hält in bestimmten Nischen, verbucht man unter Weisheit. Eine intellektuelle, bücherwürmige Weisheit vielleicht, aber deswegen doch nicht falsch, dennoch bedenkenswert. Es ist ja nicht so, dass Ratzinger alleine mit seinen Fingern in diesem allzu optimistischen Ansatz der Demokratie stierte, wie ich eben belegte. Spricht es allerdings er an, so schenkt man ihm Beifall, stilisiert es zum hohen Wort - das adelt auch alle anderen, die am Mehrheitsprinzip frevelten. Sagt es ein linker Publizist, so tut man es als weltferne Spinnerei ab - sagt es der oberste Katholik, so bescheinigt man, dass es abstrakt ist, aber doch unbedingt notwendig war, dass es endlich jemand ausspricht.

Es gibt mehrere Kisten voller Kritikpunkte, die man dem obersten Hirten der katholischen Kirche vor die Füße kippen kann. Aber in der Frage der Mehrheiten, die man manchmal für eine Art Heiligtum hält, muß man ihm beipflichten. Das kommt selten genug vor, dass man mit dem Papst einer Meinung sein kann. Wo wir aber schon wieder auseinandergehen, das ist die Diagnose. Er hält es für offenkundig, dass Mehrheiten nicht überall Anwendung finden können - er sagte das so, als wüssten die Abgeordneten das ganz genau. Die aber versuchen jede Reform, jede Kürzung, jeden Sozialabbau mit dem Rückhalt in der Wählerschaft, mit einer wirklichen oder erschwindelten Mehrheit also, zu rechtfertigen. Offenkundig ist denen also gar nichts! Und dass die Menschen- und Menschheitswürde nicht deshalb dem Mehrheitswillen zu entziehen sind, weil darin etwa ein Gott atme, halte ich wiederum für offenkundig. Es braucht keinen Gott, um die Menschenwürde für heilig zu erachten.



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Sit venia verbo

Mittwoch, 28. September 2011

"Wozu soll man versuchen, Probleme zu lösen, die geschaffen wurden, um nur in dem Rahmen lösbar zu sein, in dem sie entstehen, und mittels dessen, was sie ausmacht? Oder sich Problemen widmen, die von genau den Leuten angeprangert werden, die sie erst verursacht haben und deren Interesse darin besteht, sie andauern zu lassen, um die wahren Probleme zu verschleiern - das bedeutet doch, sich ihrem System noch stärker zu unterwerfen und geradewegs auf das zuzustürzen, was sie vorgesehen haben, dieses Ziel, zu dem sie uns hintreiben und das die wirklichen Schwierigkeiten, von denen wir uns befreien wollen und zu deren Komplizen sie uns machen, nur verlängern und rechtfertigen werden."
- Viviane Forrester, "Die Diktatur des Profits" -

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Der Neoliberalismus braucht keine FDP

Dienstag, 27. September 2011

Die Freien (Markt-)Liberalen, die mit der historischen Erscheinung des Liberalismus ungefähr gar nichts gemeinsam haben, wackeln flott aus allen Parlamenten. Ihre Wählerschaft läßt sich bald an einer Hand abzählen. Sie galten in den letzten Jahren als das Gesicht des Neoliberalismus in Deutschland. Das Geschwafel um Steuersenkungen für Reiche, Klientel- und Kopfpauschalenpolitik und Analysen, die römische Dekadenzen freilegen: die Freien Marktliberalen, die unter ihrem Kürzel FDP ins Parlament strebten, hatten nur einen kurzen Frühling. Man nahm sie als das Übel war, als die Vertreter der neoliberalen Egomanie - und nun werden sie gegangen, möglicherweise aus sämtlichen Parlamenten, die dieses Land zu bieten hat. Ein Ende des Neoliberalismus aber ist nicht in Sicht.

Der große Irrtum

Es war so herrlich einfach, in die FDP die ganze Misere zu projizieren. Sie vertrat demnach nicht den ultraliberalen Marktradikalismus und die Diktatur der Renditen, sie war das System selbst. So anspruchslos konnte man es sich machen. Wenn erst mal die FDP taumelt, nahm man optimistisch an, so wäre auch dieses System in Bedrängnis. Die Kanzlerin, so schrieb es der etablierte Journalismus in uniformer Biederkeit, sei durch den Koalitionspartner in den Liberalismus gedrängt. Die Freien Marktliberalen seien es, die das Programm grenzenloser Profiterei zulasten sozialer und Menschenrechte aufrechterhielten. Sie waren der Teufel.

Der Teufel stirbt nun - das klingt zu brav, wird der Situation nicht gerecht. Er stirbt nicht, er verreckt geradezu jämmerlich. Freudestrahlend verfolgt man dieses öffentliche Krepieren. Immerhin stirbt mit der FDP auch ein Stückchen Neoliberalismus, eventuell sogar das gesamte morsche System. Ändert sich nun etwas, da man nur noch auf die restlose Beseitigung der Freien Marktradikalen wartet? Verändert sich die Denkweise der anderen Parteien? Sagt man, am Niedergang der FDP erkennt man nun als Union, als SPD oder als Grüne, dass man etwas ändern muß? Die asoziale Politik der FDP wurde abgestraft, hört man aus Kreisen der Opposition - stimmt ja: sie war ja der Neoliberalismus! Selbst war man es nie. Nicht vormals, zu Zeiten Schröders, nicht jetzt, da man für die Politik Schröders immer noch wirbt.

Die FDP war nicht das Gesicht des Neoliberalismus - sie war nur die hässliche, die verpickelte Fratze dieser Weltanschauung. Dieselbe Weltsicht hat auch schönere, gepflegtere Gesichter zu bieten. Deswegen sind es aber trotzdem Gesichter, die aus dem Schlund der Egomanie strömen, trotzdem Vertreter einer asozialen, ja diktatorischen Anschauung.

Die Sprache bleibt

Ganz anders wie die Zahnarzt-Partei sei man, betonen Sozis und Grüne leidenschaftlich. Die FDP war stets der Ausbund der Hölle, die Partei der Schlimmsten der Schlimmen. Das neoliberale Gerüst, auf dem die Ideologie aufgeknüpft war. Seit zwei Jahren, seitdem man den Zenit der Beliebtheit bei der Bundestagswahl überschritten hatte, straucheln die Jünger des totalen Marktes - erst fielen die Umfragewerte, dann purzelten die Koalitionen mit gelbem Gehalt, jetzt wird man sogar für die Tore der Landesparlamente verbannt. Aber die Ideologie bleibt. Sie ist fest verankert im politischen Diskurs. Man spricht von Wettbewerben, davon, dass Profit unser aller Wohlstand sichert, benutzt die Arbeitslosigkeit als Knute und macht Arbeitslosen ein schlechtes Gewissen, um das Märchen von einer Vollbeschäftigung mit satten Gehältern aufrechtzuerhalten, um den prekären Arbeitsmarkt zu vertuschen - und natürlich: der Markt, er ist der große Weltenlenker. Das Vokabular steht auch jetzt noch, nachdem die FDP nicht mehr steht.

Das Vokubular stand vorher schon. Der kritische Bürger, der den Aufschwung der Freien Marktliberalen angewidert beobachtet hat, muß sich vorwerfen lassen, dass er wie die Opposition auch, eine Weile dazu tendierte, die FDP mit dem Neoliberalismus gleichzusetzen.
Sie ist neoliberal - natürlich! Aber die anderen sind es auch. Sie brauchen die FDP nicht, um sich in Neoliberalisch zu unterhalten, um die Normen dieser egomanischen Ideologie am Leben zu erhalten. Fragt denn irgendeiner auch nur im Ansatz nach, ob die Profiterei denn ein hehres Ziel für das Allgemeinwohl hat? Sieht sich auch nur ein Sozi oder ein Grüner dazu bemüßigt, mal ganz offen und ungeniert nach dem Sinn eines Wettbewerbs zu fragen, der Menschen nur gegeneinander in Stellung bringt und ein friedliches Leben stört? Das sind neoliberale Prämissen - und das sind die Prämissen aller politischen Parteien.
Die Alternativlosigkeit des Systems wurde von der FDP auch propagiert - natürlich! Bieten alle anderen Alternativen - bieten sie Alternativen, jetzt, da die FDP nur noch als Wahlzettel-Auffüller dient? Auch die SPD, auch die Grünen, die Union sowieso, sind davon überzeugt, dass es außerhalb des Neoliberalismus nichts geben kann. Die Linken unter diesen Parteien glauben an einen Neoliberalismus light - andere Visionen haben sie schon nicht mehr. Es kann ohne Wettbewerb nicht gehen, sagen sie - es kann ohne Profit zum Wohlstand aller nicht funktionieren, erklären sie - es kann ohne dem Kurzhalten derer, die keine Arbeit mehr finden, nicht laufen, meinen sie. Man braucht keine FDP, um neoliberal zu sein.
Die FDP betrieb Privilegiertenpolitik - natürlich! Aber hierzu braucht man sie auch nicht, das haben die anderen mit oder ohne sie auch ganz gut bewerkstelligt. Elterngeld ging auch ohne FDP. Hartz IV auch. Steuersenkungen für Konzerne, wie damals unter dem Dreigestirn Schröderfischermüntefering: wo war da die FDP? Applaudierend in der Opposition! Von der Oppositionsbank aufrührend, noch weiter zu kürzen, noch mehr Spielräume für Konzerne zu schaffen. Die FDP ist weg - der Neoliberalismus bleibt da.
Die FDP entschuldigte das Asoziale mit der Globalisierung und der Wettbewerbsfähigkeit - natürlich! Die Sozialdemokratie etwa nicht, als sie ihr Asoziales in die Sozialpolitik trugen? Das haben sie gemacht, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Hat jemand einen Politiker außerhalb der FDP je fragen gehört, ob die Globalisierung nicht etwa ein Konstrukt ist, ein Feigenblatt zur Mehrung des Profits? Nicht wir kürzen bei euch, sagten auch die außerhalb der FDP zu uns, es ist die globalisierte Welt, die es tut.

Man denkt zuweilen zu statisch

Die politische Linke muß es sich vorwerfen lassen: dort, wo sie noch am Werk ist - und das ist sie selten genug -, denkt sie zu statisch. Die Freien Marktliberalen galten für sie in den letzten Monaten als Prellbock. Sie verhielten sich eklig, keine Frage. Aber sie waren nur die Charaktermaske des Neoliberalismus, man schob sie vor, verdeckte damit, dass dieselben krassen Denkmuster auch in anderen Parteien krassieren. Sicherlich, die besonders fiesen Radikalos sind bei SPD und Grünen weg. Fischer kariolt als ökologische Litfaßsäule über den Globus; Metzger hat seine politischen Ambitionen via Christdemokratie vermetzgert; Clement ist heute offiziell, was er immer war: Sprachrohr der Wirtschaft; Schröder hat seinen Lebensraum im Osten vergoldet. Aber die, die geblieben sind, die vom Schröderianismus bereinigten Hinterbliebenen, teilweise vom linken Parteiflügel, die stützen ihre Prämissen und ihre Lösungsvorschläge auf neoliberal vorgefertigte Wahrheiten. Pragmatisch Politik betreiben, nennen sie das. Das tun, was unter diesen Umständen, möglich ist, entschuldigen sie sich. Dass damit jede Alternative unmöglich wird, ist die Wahrheit, die keinen findet, der sie ausspricht.

Die FDP alleine ist nur der Neoliberalismus, wenn man statisch denkt. Die NPD ist im heutigen sozialen Klima dieses Landes nur Rassismus, wenn man statisch denkt. Die sattsame Linke, nennen wir sie die taz-Linke, eine Linke, die sich für arg links ansieht, dabei aber neoliberalen Prämissen nachhechelt und die Institutionen durchwandert hat, bestreitet ein statisches Weltbild. Hier FDP - Neoliberalismus; dort NPD - Rassismus. Die taz sieht sich in der Pflicht, gegen Faschisten ins Feld zu ziehen - das ist gut! Aber sie berichtet dabei beinahe nur von NPD, Republikanern und der DVU. Dieselben Tendenzen, die man bei Sozis, Grünen und den Christdiktatoren vermehrt erkennt, tut man als Einzelfälle ab. Wer statisch denkt, muß zwangsläufig dergestalt abwiegeln. Dasselbe Szenario gilt für die Freien Marktliberalen, die man mit dem Zeitgeist assoziert. Aber der braucht die FDP gar nicht - lassen wir uns da nicht täuschen!



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Wo gesoffen wird - und wo man wegsieht

Montag, 26. September 2011

Vor einigen Wochen riss der Qualitätsjournalismus eine Studie an, die von der Charité abgehalten wurde. Erschrocken stellte man da fest, dass Schwangere häufiger Alkohol konsumieren als gedacht. Wo die Studie Erwähnung fand, schlug sich auch stets derselbe Nebensatz nieder: dass ein gelegentliches Gläschen noch keinem Fötus geschadet habe - was ein Irrtum sei, dem besonders häufig Frauen aus der Mittelschicht erliegen. Direkter konnte man manchmal auch lesen, dass es besonders Frauen aus der Mittelschicht seien, die in der Schwangerschaft Alkohol trinken.

Das ist schon ein wenig erstaunlich, denn seit geraumer Zeit wurde der Öffentlichkeit seitens den Medien eingebläut, dass es die Unterschicht sei, dieses Sammelsurium aus Faulpelzen und Schmarotzern, die alkoholisiert durch die Tristesse ihres Alltags taumelt. Das sei so besorgniserregend gewesen, dass man sich dazu genötigt sah, den Regelsatz des Arbeitslosengeld II um den Alkoholgehalt zu schmälern. Alkoholismus wurde als ein charakterlicher Mangel der Unterschicht dargestellt. Verantwortungsloses Saufen gehörte nach dieser Ansicht auch ins Milieu der Tagediebe.

Jetzt aber macht die Charité klar, dass verantwortungsloser Alkoholkonsum nicht, oder nicht ausschließlich, die Sache von Hartz IV-Empfängern sei, sondern auch, oder noch viel mehr, die Mittelschicht ausmache. Nicht die verwahrloste Hartz-Schlampine, das adrette Mittelstands-Muttchen trinkt mehr Alkohol. Man muß das gar nicht mit großer Moralingabe ahnden. Aber ausmalen darf man sich wohl schon mal, wie es gewesen wäre, wenn uns die Studie bewiesen hätte, dass es ausgesprochen häufig Frauen von ganz unten sind, die trotz Kugelbauch Alkohol in sich hineintrinken. Wäre auch da nur ein Nebensatz gefallen? Wäre der ebenfalls untergegangen oder bestenfalls eine Randnotiz gewesen?

Man darf annehmen, dass wenn eine Studie ergeben hätte, es seien mehr Schwangere aus der Unterschicht, die söffen, so hätte das erneut öffentliche Diskussionen beschworen. Der Qualitätsjournalismus hätte die Verwahrlosungen beschrieben. Er hätte der Unterschicht vorgeworfen, zu viele Kinder zu bekommen und dann diese Kinder auch noch pränatal zu verhunzen. Kein Wunder, würde es dann geheißen haben, dass Kinder aus der Unterschicht selbst mal zur Unterschicht würden - bei solchen verantwortungslosen Müttern, die ihren Kindern schon im Mutterleib schaden, kann nichts aus dem Nachwuchs werden! Welche Sanktionen wohl mancher harte Hund oder manche noch härtere Hündin medienwirksam gefordert hätte? Schwangeren, die Alkohol trinken, den Mehrbedarf streichen vielleicht? Man war bislang immer innovativ, denen die kaum noch etwas haben, noch etwas von diesem "kaum noch etwas" wegzunehmen. Früher brauchte man ausreichend perverse Phantasie, um sich ein solches Szenario auszumalen. Heute reicht ein Blick in die jüngere Vergangenheit.

Aber es sind nur verstärkt Mittelschichtsschwangere, die erhöhtem Alkoholkonsum frönen. Die Charité sagt damit ja auch, dass Alkoholkonsum ein Problem aller gesellschaftlichen Schichten ist - was aber derzeit als Meinung nicht salonfähig ist, denn erstens, übt sich die Mittelschicht gerne im Selbstbetrug und, zweitens, soll der Konsum ja eine exklusive Angelegenheit der Hartz IV-Empfänger bleiben. Deshalb reicht ein Nebensatz. Deshalb warnt keiner, fordert keiner öffentlich Konsequenzen. Das noch ungeborene Leben aus dem mittleren Element der Gesellschaft erhält keine Verfolgungsbetreuung - die steht nur dem Bodensatz zu...



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Klopfte der Papst an meine Türe...

Samstag, 24. September 2011

Es wäre ein Gebot der Höflichkeit, konnte man vor dem Besuch des römischen Bischofs lesen, einen Gast auch dann mit allem gebotenen Respekt zu begrüßen, wenn man mit ihm weltanschaulich nicht auf einer Augenhöhe flaniert. Dieser Imperativ richtete sich an die Adresse derer, die ankündigten, sie würden protestieren, wenn der Papst zugegen sei, richtete sich aber auch an jene, die vorab erklärten, sie würden dem Gast den Buckel zudrehen, wenn er spräche. Eine Schande sei es, einen Gast so ungastlich zu behandeln, war die Quintessenz solcher Losungen.

Mir leuchtet diese Argumentation kaum ein, denn der Papst besucht nicht mich. Er kommt nach Deutschland - ich bin aber nicht Deutschland und Deutschland sind nicht meine vier Wände. Anders gesagt, ich fühle mich nicht als Gastgeber, nicht als Hausherr, der jemanden gastlich zu behandeln hätte. Nur einige Quadratmeter dieses Landes stehen auf meinen Namen - dort bin ich Herr, da kann ich Gäste bewirten. Sonst nirgends! Der geforderte Imperativ hinkt gewaltig, weil er uns weismachen will, wir seien alle Gastgeber, seien damit Herren in diesem Land, hätten damit eine Art Verpflichtung gegenüber Gästen. Ich wohne aber nicht in Deutschland, ich wohne dort, wo das hiesige Impressum es darlegt - doch käme der Mann hierher, ich würde ihn behandeln, wie man jemanden als Gast behandelt. Dann ja!

Würde er um Eintritt bitten, ich würde ihn freundlich hineinlassen. Nicht, dass ich sagte, Herr, ich bin nicht würdig, dass du einkehrst unter mein Dach... Kommen Sie rein, Herr Ratzinger, auch Sie sind würdig, hier einzukehren, würde ich ihm schon eher, ironisch und konziliant synchron, entgegenrufen. Er käme in ein gottloses Haus, das müsste er wissen - bei Gott, ich bin gottlos! Er dürfte mein Klo benutzen, an meinem Tisch sitzen, von meinem koffeinhaltigen Gesöff schlürfen, auch Kaffee kochte ich ihm.
Ich nennte ihn Herr Ratzinger, weil das sein Name ist. Mit Künstlernamen rufe ich jemanden nur, wenn ich seinen bürgerlichen Namen nicht kenne. Würde ihm erklären, dass jeder, ja auch er, das Recht hat, freundlich behandelt zu werden, wenn er an eine Türe klopft. Dazu muß man kein Christ sein, nur Mensch - das reicht gemeinhin. Ob wir auch über Gästepflichten quatschen würden? Pflichten wie, seinen Gastgeber nicht zu brüskieren, ihn wortwörtlich ins Gebet zu nehmen, ihn mit seinen Glaubensgeboten zu konfrontieren? Nun glaube ich jedoch sogar, dass der ehemalige Großinquisitor das gar nicht planen würde, wenn er an meinem Tisch hockte. So ist er nicht gestrickt. Und Benimm dürfte er auch mal gelernt haben. Bauerntrampel können zwar das Amt bayerischer Ministerpräsidenten bekleiden, vermutlich aber nicht Papst werden. Er würde mich nicht mit Gott behelligen, denke ich mir. Denn das Missionieren läßt er anderen - er selbst lächelt nur.
Ich kniete mich nicht hin, küsste nicht seinen Ring. Wer weiß, wann er den zuletzt geputzt hat. Er bekäme Speis und Trank, ich würde mich mit ihm unterhalten, kein Blatt vor den Mund nehmen, ihm dabei aber nicht die Ehre aberkennen. Ehrlich und offen bleiben, nicht zu diplomatisch schönreden - Scheiße bleibt letztlich Scheiße, wenn man auch andere Worte dafür kennt.
Kurz, ich wäre vorzüglich freundlich im Rahmen dessen, was eine bodenständige Gastfreundschaft beinhaltet. Eine Frage des Respekts wäre dies. Aber nur, wenn er unter mein Dach kommt - nicht unter den Himmel dieses Landes, in dem ich lebe. Im öffentlichen Raum trifft für Herrn Ratzinger und für mich das alles nicht mehr zu. Ich muß nicht gastfreundlich auf das seelische Wohl und die geistigen Befindlichkeiten dieses betagten Senioren achten - und er darf freiweg von Gott salbadern wie er will. Im öffentlichen Raum sind Gastgeberrechte und -pflichten, Gästerechte und -pflichten uneingeschränkt aufgehoben. Im öffentlichen Raum bin ich kein Hausherr mehr, ist keiner von uns Hausherr - was natürlich heute viele anders glauben, wenn sie sich als Hausherren aufführen, weil sie wieder mal einem Ausländer deutlich machen wollen, dass seine Tage als Gast nun endlich passé seien.

Ich wäre höflich, wie mein Vater, wie meine Mutter es mich gelehrt haben. Gäbe die Hand, grüßte, führte Konversation, sorgte für das leibliche Wohl, stieß ihm nicht sonderlich vor den Kopf. Doch all das, so male ich mir weiter aus, würde nicht ausreichen und nicht gebührend respektiert. Der gute Gastgeber, der ich mir vornehme zu sein, er würde in den Zeitungen als respektloser Heide, als Schande für dieses Land, herhalten müssen. Mit dem bürgerlichen Namen sprach er den Heiligen Vater an, würden sie empört schreiben - wer sollte mich denn verteidigen? Protestanten etwa? Eben sah ich im Fernsehen einen evangelischen Theologen, der ernstlich begründete, den Papst als Heiligen Vater anzusprechen, um nicht gegen das Protokoll zu verstoßen. Und dass, obgleich die Heiligen Väter heute gar keine Väter mehr sind! Ein absonderlicher Gast, der seinen vermeintlichen Gastgebern vorab postalisch Protokolle zukommen läßt. Keinen Respekt gäbe es mehr in diesem Lande, würde man lesen. Und dieser dickliche Linke, der den Pontifex so unstandesgemäß bei sich einkehren ließ, der gehört eigentlich bestraft - bestraft, weil er das nationale Ansehen beschmutzt hatte. Innenminister Friedrich würde mich dann wahrscheinlich auch bald besuchen kommen - auch diesen Sonderling, der mir im öffentlichen Raum unsympathisch ist, würde ich respektvoll begrüßen, klopfte er bei mir an. Auch für so einen gibt es unter meinem Dach ein Recht auf ein Glas Cola. Nunja, der würde ja nicht selbst kommen, nicht selbst klopfen, sondern kommen, klopfen lassen.

Ich nehme den Aufruf zu mehr Höflichkeit sehr ernst. Es beschäftigt mich, dass man Menschen, die links denken, links fühlen, links zu sein meinen, für so schnodderig unfreundlich hält. Ein Vorschlag zur Güte. Nehmt ihn ernst! Schickt mir den Papst vorbei, ich will das Gegenteil beweisen. Ich will dem Land zeigen, dass auch ein Linker mit diesem Senioren an einem Tisch sitzen, mit ihm gastfreundlich sein kann. Auf die gebotene Art und Weise, nicht devot, nicht katzbuckelnd, sondern als aufrechter Mensch zu aufrechtem Mensch. Schickt ihn einfach her! Ich grüßte ihm noch auf dem Treppenabsatz, höbe die Hand, Hallo, Herr Ratzinger! Mensch, schön, dass Sie es einrichten konnten... Sind Ihre Schuhsohlen dreckig? Ich habe Hausschuhe für Sie vorbereitet... natürlich dürfen Sie das Klo benutzen, wundern Sie sich aber nicht, es riecht etwas, gerade hat die Katze ins auf der Toilette befindliche Katzenklo geschissen... aber einerlei, mein Klo ist Ihr Klo... Den Gast als so normal zu erachten, dass man mit ihm offen spricht, wie man in der Familie, unter Freunden spricht: das ist Gastfreundschaft. Schickt ihn her, damit der Mann sieht: auch in Deutschland gibt es aufrichtige, nicht nur inszenierte Gastfreundschaft!



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De dicto

Freitag, 23. September 2011

"Der Bürokratieabbau in Deutschland kommt voran!
[...]

Das entlastet unsere Wirtschaft, erhöht die Wettbewerbsfähigkeit...
[...]
Aber was
ist mit arbeitenden Müttern, Angehörigen von Pflegebedürftigen, Steuerzahlern – also mit den Bürgern?"
- Christin Martens, BILD-Zeitung vom 20. September 2011 -
Zum Gesagten sei angemerkt: Unterwirft man die Zeilen Martens' der Analyse, so wird vielerlei offenkundig, was uns in dieser neoliberalen Gesellschaft belastet. Er ist dabei exemplarisch, zwar besonders platt, aber dennoch ein Beispiel dafür, wie der Journalismus mit Schlagworten hantiert und unterschwellig Ressentiments anfacht.

Martens lobt einen Bürokratieabbau, der Unternehmen schon Milliarden eingespart hat. Woher sie die Zahlen nimmt, ist nicht weiter interessant - auch nirgends erklärt. Weitaus interessanter ist da schon, wen sie außer Unternehmen noch in den Genuss zurückgeschraubter Bürokratie bringen möchte. Arbeitende Mütter, Angehörige von Pflegebedürftigen, Steuerzahler - Bürger also, wie sie schlussfolgert. Diejenigen, die mit dem Bürokratie-Monstrum schlechthin, mit dem SGB II zu ringen haben, vulgär als Hartz IV-Empfänger bezeichnet, finden sich in der Auflistung nicht. Keine Bürger? Könnte man meinen, denn nur Bürgern soll der Bürokratieabbau zu Gute kommen. Arbeitende Mütter sind Bürgerinnen - nicht Mütter generell. Das passiert quasi nebenher, in einem Nebensatz, ganz unscheinbar, aber das ist die Essenz, die zwischen den Zeilen vermittelt wird. Dass dabei der Bürokratieabbau nur ein Gag der Wortschöpfungsagenturen ist, weil damit schlicht der Abbau von Profitreduzierern und -barrieren gemeint ist, die entfesseltem Profit den Weg behinderten, muß nicht mehr erwähnt werden.

Das macht uns wettbewerbsfähig, meint Martens. Was ist der Wettbewerb denn? Sie meint damit lediglich jene Schraube, die den Profit mehr und mehr hochschaukeln läßt - wettbewerbsfähig sind Unternehmen immer dann, wenn sie die Personalkosten reduzieren. Die entlassenen Arbeitskräfte waren allerdings nicht mehr wettbewerbsfähig, sie wurden aus dem Wettbewerb gekegelt. Die Wettbewerbsfähigkeit macht, dass die Menschen, die unter dem Wettbewerb um Renditen und Profite leiden, es wortlos hinnehmen, dass sie dafür, im Wettbewerb verweilen zu dürfen, zurückstecken müssen. Um wettbewerbsfähig zu sein, nimmt man auch in Kauf, aus dem Wettbewerb geschmissen zu werden. Sie ist die Entschuldigung der Konzerne, die nebulöse Kraft, die Entlassungen macht. Martens bedient sich dieses Schlagwortes - wie könnte es anders sein? - und genehmigt denen, die keine Chancen mehr im Wettbewerb bekommen, weil man sie aussortierte, nicht mal Bürgerrechte.



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Kaum assimilierbar

Donnerstag, 22. September 2011

Vor einer ganzen Weile wurde an dieser Stelle über die eine, besonders ungeliebte Säule des Islam berichtet. Das fachte Diskussionen an, die nicht alle lesbar gemacht wurden, um der üblich dumpfen Islamophobie keinen Raum zu verschaffen. Andere Reaktionen darauf waren publizierender Natur. These beider Texte war, dass die westliche Welt auch deshalb ein reges Interesse am Kampf der Kulturen hat, weil sie im Islam die Saat des fürsorglichen Terrors wittert. Terror meint hier nicht, dass Bomben gelegt werden, denn die werden auch von Christen gelegt; Terror meint hier, dass dem Islam sozial-integrative Kraft innewohnt, dass er Loyalität und Schutz der Schwachen kennt und praktiziert, so gut es ihm möglich ist. Zugegebenermaßen ist ihm das manchmal unmöglich, denn viele seiner Gesellschaften haben nach Kriegs- und Unruhejahren keinerlei Ressourcen hierfür. Aber der Gedanke daran, dass gegenseitige Hilfe nicht die Lust und Laune einer Regierung, sondern das Gebot Gottes ist, ein unveräußerliches Vorhaben somit, kann nicht aus islamischen Gesellschaften getilgt werden.

Die Sharia wird gerne zitiert, wenn es darum geht, den Islam zu verunglimpfen. Was sie letztlich ist, weiß man jedoch selten. Diese Gesetzessammlung wird heute verschieden interpretiert. In vielen Ländern ist sie überhaupt keine Grundlage mehr - in anderen klaubte man auf, was sich heute noch als erhaltenswert auszeichnet. Nur bestimmte Hardliner wollen auch Aspekte behalten, die Verstümmelungen als Strafe vorsehen, wobei die Sharia auch bei solchen Strafen Spielraum zur unblutigeren Sühne eröffnet. Die islamische Rechtswissenschaft fiqh, deren Produkt letztlich die Sharia ist, erkennt in der Fürsorge und Solidarität ein Rechtsprinzip. Die eine Säule des Islam, sie muß sich demnach auch im Gesetz niederlegen und auch in die Wirtschaftsverhältnisse einer Gesellschaft geknüpft sein.

Europäische Banken, die seit mittlerweile einigen Jahren mehr denn je von der Allgemeinheit leben, könnten wenigstens teilweise im so genannten Islamic Banking einen Fingerzeig in Richtung Zukunft geben. Dort wird man den fürsorglichen Standpunkten der Sharia gerecht, weswegen man auch von Sharia Banking spricht. Tagesgeschäft des Islamic Banking ist, dem Zinsverbot (ribā) und dem Spekulationsverbot (gharar) gerecht zu werden - letzteres wird als Glücksspiel gewertet, welches für Moslems verboten ist (maysir). Unsittliche Geschäfte unterstützt die am Islam ausgerichtete Bank gleichfalls nicht. Das heißt, sie gewährt keine Kredite für Pornographie-Projekte oder Prostitution. Was dem harām, dem islamrechtlichen Kodex des Verbotenen, widerspricht, wird gemieden. Kurz gesagt, die Ethik spielt eine Rolle - freilich eine muslimisch gefärbte Ethik, die aber dennoch auf das Wohl der umma, also auf das Wohl der Gesellschaft, baut.

Natürlich arbeiten islamische Banken nicht zum Selbstkostenpreis. Gewährte Kredite werden auch nicht gratis gewährt. Das Zinsverbot wird umschifft, indem beispielsweise die Bank keinen Kredit für Ware gewährt, sondern die Ware selbst kauft und sie dem Kunden teurer weiterverkauft. Dieser stottert den nun erhöhten Warenpreis in Raten bei der Bank ab. Das hat Vor- und Nachteile und zeigt, dass auch dort nicht Eiapopeia herrscht. Dennoch unterstreicht es die These, dass die islamische Welt deshalb für den Westen so rückständig wirkt, weil dort selbst im Geschäftsleben noch Normen gelten, die dem entfesselten Profitstreben im Wege stehen. Man nimmt Rücksicht auf sentimentale Anschauungen, auf romantisches Brimborium, das Teilhabe und Maßhaltung zum Gebot macht.

Gut, auch in der islamischen Welt machen Werte auf Papier oder in heiligen Büchern noch keine Realität gerechter - aber dass man sich von dieser Sicht der Welt nicht löst, endlich dem fürsorglichen Wahn entflieht, das nimmt man im Westen übel. Solidarität, die auch immer eine Säule des Islam war, das ist das eigentliche Problem, das wir im Westen mit dem Osten haben. Die Denkweise der Moslems hätten wir gerne verwestlicht - weg mit dem Tand, weg mit zakat, der Pflicht zur Abgabe an Bedürftige. Gerade jetzt, da man im Westen überall Tea Party-Stimmung kennt, die Steuerabgabe für ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit halten. Nur so wäre die islamische Welt problemlos in die Weltherrschaftsansprüche des westlichen Kapitalismus assimilierbar. Legen sie aber ihre Denkweise nicht ab, bleiben sie schwer kalkulierbare Teilnehmer am Markt, werden sie immer behindernde Fremdkörper sein und haben es verdient, dass man ihre Kultur bekämpft.



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Das andere Katholische

Mittwoch, 21. September 2011

Nun, da das Oberhaupt der katholischen Kirche Deutschland besucht und nebenher ein politisches Stelldichein in Berlin gibt, vernimmt man viele verschiedene Stimmen, die sich dazu bemüßigt sehen, ihre Stellung abzugrenzen. Zwei Stossrichtungen prägen hierbei den Diskurs. Beides sind dabei weniger Stoss- denn Stussrichtungen. Da sind die einen, die im Papst eine Koryphäe im Kampf gegen Ausbeutung und Unrecht wahrnehmen - und die anderen, die Religion per se für verdammenswert halten und den Katholizismus natürlich für ganz besonders (wenn es nicht gerade der Islam ist, den man mit Schimpf und Schande abtut). Religionsschmähung ist das Fach der egomanischen Mitte, aber auch unter Linken ist sie gängige Praxis. Für sie ist Religion a) langweilig und Zeitraub und b) grundsätzlich das Grundübel des menschlichen Dramas auf Erden - wohl genau in dieser Reihenfolge.

Zu einfache Wahrheiten

Das ist jedoch zu einfach um wahr sein zu können. Wahr ist sicherlich, dass die dreihundertsechste Ausgabe des römischen Bischofs, nicht unbedingt ein hartgesottener Kämpfer gegen Ausbeutung ist. Ermahnungen verteilt er zwar hin und wieder in seinen Reden und Enzykliken - hernach sitzt er aber mit den Kapitalisten dieser Welt zusammen, parliert und betreibt die Geschäfte jenes weltlichen Staates, der sich Staat Vatikanstadt nennt. Deshalb allerdings im Katholizismus ein Übel zu erblicken, das Menschen geistig knechtet und in Ketten legt, greift zu kurz. Religionskritiker räumen dem Papst so nämlich eine Rolle ein, die er sich selbst anerkannt hat; unterstreichen somit jenen Anspruch auf Oberhoheit, den sich das Papsttum stets selbst verlieh. Hier zeigt sich, dass selbst Kritiker und Ächter so weit gehen, dem Papst Absolutheitsanspruch einzuräumen - als ob nur der Papst das katholische Christentum ausmache.

Macht er aber nicht! Würde er freilich gerne - wollte er immer. Deshalb hat er sich die theologische Deutungshoheit im Vaticanum I verbürgen lassen. Kritik hat das immer auf sich gezogen. Auch heute noch. Und stets haben sich Katholiken gefunden, die das Primat des Papstes als spektakuläres Überbleibsel von 1869/1870 abtaten und sich nicht weiter darum kümmerten. In Lateinamerika beispielsweise, war der Papst von jeher zu weit weg, um Bedeutung zu erlangen - Rom musste sich schon vor Jahrhunderten damit abfinden, dass das katholische Lateinamerika nicht den Katholizismus praktizierte, den man über dem Teich gerne gesehen hätte. Synkretismen wurden somit geduldet, bei Voodoo im Dienste des Herrn wurden aus Mangel an Überwachungs- und Sanktionsmöglichkeiten beide Augen zugedrückt. Diese Ferne zu Rom blieb den Katholiken dieser Weltregion im Gedächtnis, wurde zum Gewohnheitsrecht und beschwor in den Sechzigerjahren des Zwangzigsten Jahrhunderts eine neue Theologie, die nicht an Herrschaftsstrukturen ketten, nicht knechten sollte, sondern befreien. Der angelsächsische Kapitalismus, der ins Lateinamerikanische ausstrahlte, pflasterte den Weg für diese Befreiungstheologie; ebnete den Weg für eine politische Theologie, die nicht im stillen Kämmerlein Enthaltsamkeit predigte, sondern Gerechtigkeit forderte.

Es ist eine zu einfache Wahrheit der politischen Linken, Religion und explizit den Katholizismus dafür zu tadeln, dass er Menschen in Unmündigkeit stößt. Die eine Auslegung, wie sie Rom predigt, tut das sicherlich auf die eine oder andere Weise. Überhaupt: wer so argumentiert, der argumentiert eurozentristisch, denn die katholische Welt kennt auch andere theologische Verfassungen, kennt auch eine Theologie der Befreiung, die regional bedingt, fern von Europa entstand.

Die Lebenserfahrung der Armen

Die Idee ist, um sie in einfache Worte zu kleiden, relativ banal und eigentlich, so könnte man als unbedarfter Beobachter meinen, die selbstverständliche Auslegung christlichen Denkens. An der alltäglichen Erfahrung der Armen hat sich Theologie auszurichten. Sie darf nicht das Werkzeug der Mächtigen und Reichen sein, sie gehört in die Hände von Theologen, die die Bibel dazu heranziehen, Menschen moralisch zu stärken, sie im Kampf gegen Unrecht zu einen, damit sie die tägliche Mühsal, die Ausbeutung und Ungerechtigkeit stemmen können. Diese Form des Katholischen ist auch nicht nur Labsal für die gebeutelte Seele, die Gemeinden sind basisdemokratisch strukturiert und gegenseitige Hilfe ist die Konsequenz, die theologisch aus der Bibel exegiert wird. Die Befreiungstheologie will den Mensch aus einer Welt befreien, in der Menschen über Menschen verfügen, sie ausplündern und bevormunden. Der Katholik, der befreiungstheologisch betreut wurde, ist kein treudoofer Ritus-Katholik, sondern ein zweifelnder, sich mit den Müden, den Armen, den geknechteten Massen solidarisierender Christenmensch, der getreu dem Motto Feuerbachs handelt, wonach der Mensch des Menschen Gott sei.

Vorwürfe an die zentralisierte Kirche ergeben sich hiermit von alleine. Denn sie gibt sich damit zufrieden, alte Strukturen zwar manchmal zu kritisieren, will aber daran nichts ändern. Sie macht, was Politiker in aller Welt in tumber Haltung oder verschleiernder Absicht gerne tun: den Kapitalismus schimpfen und an den Anstand der kapitalistischen Mitspieler appellieren - dass diese Menschen einfach nur die Regeln des System exzessiv praktizieren, dass sie nur Produkte sind, nicht die Handlungsführenden, ist nicht der Kern der zentralkirchlichen Kritik. Sie will Ausbeutung und Profitstreben etwas einfrieden, als ob damit wesentliche Probleme gelöst wären. Und natürlich macht der Papst der Befreiungstheologie zum Vorwurf, dass sie spaltet, Menschen aufhetzt und ihnen Flausen in den Kopf setzt. Einer der renommiertesten Befreiungstheologen, Leonardo Boff, erhielt in den Achtzigerjahren Rede- und Lehrverbot, nachdem er sich vor der Glaubenskongregation rechtfertigen musste. Damaliger Vorsitzer der Kongregation war übrigens der, der heute den Papst gibt. Leute, die die Bibel zur Befreiung heranziehen, darüber scheint sich der Papst, der angeblich so viel gegen die Ungerechtigkeit tut, ziemlich sicher zu sein, sind gefährliche Leute und sollten den Mund halten.

Religion kann nützlich sein im Kampf für eine bessere Welt

Die politische Linke sitzt zuweilen am Stammtisch, so wie man es der politischen Rechten gerne nachsagt. Links haut man dann gerne auf die Religion, die man für unnormal, überholt und gefährlich hält. Sie kann nicht einsehen, dass es im Menschen ein Programm zu geben scheint, das ihn Religion erfinden oder praktizieren läßt. Religionen wandeln sich, können mal spiritueller, mal profaner sein. (Ist denn der Konsumrausch nicht auch eine Form von arg profaner Religiosität?) Und sie sieht nicht ein, dass Religion so gefährlich wie fruchtbar sein kann - sie ist janusköpfig, wie alles im menschlichen Dasein janusköpfig ist. Man denke nur an den menschlichen Geist, der Gedichte von Rilke hervorbrachte, aber auch die Atombombe. Fruchtbar war sie, wie sie grausam war. Das frühe Christentum war durchaus ein humanitärer Fortschritt zur brutalen Götterwelt der Römer - das galt auch für den Islam, der Fürsorge und Rechtsnormen in die Wildnis arabischer Nomadenstämme brachte, später auch ins frühmittelalterlich-chaotische Spanien. Warum sollte das nicht auch für die Befreiungstheologie gelten?

Deshalb muß man nicht an Gott glauben. Man kann weltlich bleiben, muß aber anerkennen, dass auch diejenigen, die einen Gott haben, durchaus humanitären Fortschritt bewältigen können. Fortschritt zu einer besseren Welt für alle Menschen ist nicht das Metier der weltlichen Kräfte alleine. Das glauben sie nur, weil sie annehmen, Religion habe nur und ausschließlich Schaden verursacht. Das stimmt aber nicht - Religion ist nicht Religion, Katholizismus nicht Katholizismus, Islam nicht Islam. Das sollte man immer berücksichtigen, wenn man zürnt. Der Papst und seine Kamarilla haben es verdient, dass man ihrer zürnt - aber deshalb ist Religion an sich noch nicht überkommen. Ein Blick nach Lateinamerika beweist das.

Die politische Linke, die affektive Religionskritik übt, sollte es wie dereinst Feuerbach halten, der das Wesen des Christentums entblößte und den Blick darauf schärfte, dass es menschliche Attribute sind, die die religiöse Sehnsucht hintertreiben. Seine Erkenntnisse konnten ihn aber nicht trügen: der Mensch, er braucht die Religion - der eine mehr, der andere weniger. Man kann sie nicht austreiben, man muß mit ihr leben und darf sie als Kraft zur Bewältigung der gravierenden sozialen Probleme unserer Zeit, nicht aussperren. Den Männerbund Roms, sicherlich, den kann man getrost belächeln und ausklammern. Aber der steht auch nicht für das Christentum, ja nicht mal für das Katholische allgemein...



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Glücklich, verdammt nochmal, wir sind glücklich!

Dienstag, 20. September 2011

Die Genossen des Allensbach Instituts vermelden, dass der Genosse Deutsche glücklich ist. Die Bürger fühlen sich zunehmend wohl in unserer schönen Republik. Seit zehn Jahren gab es so viel Glück nicht mehr, erklärt Genosse Professor Raffelhüschen stolz. Wir dürfen zuversichtlich sein, dass dieses schwer erarbeitete Glück, uns eine sorgenfreie Zukunft einbringt.

Indes warnt das ZK zur Wahrung optimistischer Lebensgestaltung vor Studien, die landauf landab kursieren. Die Genossen des ZK appellieren dringlich an den gesunden Menschenverstand, die darin verbreitete Propaganda, nicht für bare Münze zu nehmen. Es entspricht nicht der Wahrheit, dass die Bürger unserer schönen Republik unglücklich wären, wie es diese ominösen Studien verbreiten wollen. Die Genossen des ZK wittern dahinter die Machenschaften defätistischer Gruppierungen, die unserem schönen Lande kein Glück gönnen wollen.

Der oberste Genosse des BMVg (Bundesministerium zur Verteidigung der Glücklichkeit) warnt daher nachdrücklich: Schenkt der defätistischen Subversion keinen Glauben! Seid glücklich und laßt euch keine Unglücklichkeit einreden! Solche Studien verfälschen nur die Wirklichkeit in unserem schönen Lande, wollen uns nur empfindlich in unseren Lebensstil pfuschen. Genießt das Glück - sagt, ihr habt das Glück genossen, Genossen! Seid Genießer, Genossen! Wir sind glücklich! Wir sind glücklich! Sagt es immer wieder! Und meldet all jene, die Euch kundtun, sie sehen das Unglück in unserer schönen Republik! Meldet all jene, die uns unser Glück vergällen! Alle, die uns unseren optimistischen Glauben rauben wollen. Wir sind glücklich! Wir sind glücklich! Merkt Euch das!

Und traut keinem, der anmerkt, der Genosse Professor Raffelhüschen habe selbst einst vom Unglück gesprochen, welches über unsere schöne Republik kommen könne. Defätistische Kräfte behaupten dreist, dass dieser verdiente Mann unsere Rente und unsere demographische Entwicklung für eine Quelle des Unglücks hielt. Aber das ist nicht wahr! Der gute Raffelhüschen war immer schon ein Botschafter des Glücks. Wir sind glücklich! Wir sind es! Nicht vergessen...



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De omnibus dubitandum

Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin wählten...
  • ... 39,8 Prozent aller Wahlberechtigten niemanden.
  • ... 16,7 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
  • ... 13,8 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU.
  • ... 10,4 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
  • ... 6,9 Prozent aller Wahlberechtigten die Linken.
  • ... 5,3 Prozent aller Wahlberechtigten die Piraten.
  • ... 1,1 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
Eine rot-grüne Koalition verbuchte einen Rückhalt von 27,1 Prozent aller Wahlberechtigten. Selbst eine Große Koalition würde mit 30,5 Prozent weit unter dem Prozentsatz der Nichtwähler liegen. Wowereit wird als Macher der SPD gefeiert, obgleich es jede Koalitionsoption nicht mit der Nichtwählerschaft aufnehmen könnte. Interessant am Rande: die NPD hatte mehr als 4.000 Wählr mehr als die FDP.

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Demokratiebetrieb intakt

Sonntag, 18. September 2011

Die Wahl zu Berlin hat es erneut bewiesen: der Demokratiebetrieb funktioniert. Das ist mir sofort aufgefallen, als ich gegen 18:00 Uhr den Kasten laufen ließ. Der Demokratiebetrieb läuft, habe ich mir gleich gedacht, da kann man sagen, was man will: er läuft. Reibungslos, wenn man so mag. Der Betrieb läuft störungsfrei.

Quatsch, nicht wegen der Liberalen, die keiner außer einigen Verwandten des Spitzenkandidaten mehr gewählt haben - auch nicht wegen der Piraten, die erstmals Mandate erhielten. Diesen Betrieb meine ich nicht. Ich meine eher den Betrieb, der sich wahlsonntags hektisch ausbreitet, die ganzen Journalisten, die analysieren und Zahlen drechseln, die wunderbaren Animationen, Balken hie, Sitzverteilungskuchen dort - Mikrofone, die jeden Furz einfangen; Jubelbilder in Echtzeit, nachher als Wiederholung; Tränen live und später als Aufnahme. Und alle sind besonders gescheit und wissen, warum gewählt wurde, wie gewählt wurde und meinen es auch nochmals haarklein erklären zu müssen. Diesen Betrieb meine ich. Nichts anderes, nicht Abwahl und Neuwahl, nicht Prozentverluste- und -gewinne. Auf dieser Ebene ist es, wie Erdmann so vorwitzig sagt: man kann wählen was man will, am Ende steht eine neoliberale Regierung.

Da funktioniert der Demokratiebetrieb nicht besonders - nur das sieht man wahlsonntags nicht. Das wird hinter Vollanalysen des Geschehens verborgen, hinter ästhetischem Animationsmarathon. Und hinter Ansprachen, die uns erklären, dass Abwahlen stattfanden und neue Kräfte mandatiert wurden. Fast so, wie in einer Demokratie, die die Alternative lebt. Aber wir wissen ja ganz gut mittlerweile, dass alles was heute geschieht, alternativlos geschieht. Politik hat das Primat gar nicht zugunsten der Wirtschaft abgegeben, wie man irrtümlich immer wieder sagt - sie hat nur einfach die alternativlosen Vorstellungen der Wirtschaft übernommen und entschuldigt sich nun damit, an Sachzwänge gebunden zu sein. Wirtschaftsunternehmen werden alternativlos geführt, weil Alternativlosigkeit die Sache der Diktatur (des Profits) ist, nicht die der Demokratie. Sie werden quasi-stalinistisch geführt, nicht pluralistisch. Die Politik hat sich dieses strenge diktatorische Korsett angelegt - und das sieht man spätestens immer dann, wenn uns die Punkt-18:00-Uhr-Prognosen mitteilen, dass die kommende Regierung wieder neoliberal sein wird.

Diese ganzen Damen und Herren im Hosenanzug, die uns immer wieder wahlsonntags erläutern, wie intakt der Demokratiebetrieb doch ist, auch wenn es immer eine neoliberale Regierung in verschiedener Koloration ist, die frisch ans Werk geht - diese ganzen Herrschaften, sie sind der Demokratiebetrieb, den ich meine. Denn sie verwischen betriebsam, dass die Demokratie schon eine Postdemokratie ist. Und dieser Betrieb ist es, der noch klappt - ansonsten scheint es, als habe die Demokratie ihren Betrieb endgültig eingestellt.



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Was die Linken und der Papst gemeinsam haben

Samstag, 17. September 2011

Wieder mal Elitz. Wieder mal geifert er vor sich hin. Diesmal sind jene Abgeordneten des Bundestages an der Reihe, die ankündigten, die Papstrede an eben jenem Orte, zu boykottieren. Eine Schande sei das, weil das Volksvertreter seien, die gerne von Frieden und Gerechtigkeit, auch vom Ende des Krieges in Afghanistan, redeten, jetzt aber, da der heilige Bimbam, als Mann des Friedens, der er ja ist, vor ihnen sprechen möchte, kehren sie ihm den Rücken zu. Doppelzüngig nennt Elitz das. Überhaupt würde man viel von Toleranz und Meinungsfreiheit quaken, nun allerdings, da man beides praktizieren könnte, stopft man sich die Ohren zu.

All das klingt kindlich-naiv. Ist es freilich auch. Ist ja von Elitz! Denn Herr Papst ist nicht das, was der silberhaarige Gelegenheitsschreiber vorgibt. Die Abgeordneten indes, die er schalt, nennt er nicht unmittelbar beim Namen, trotzdem weiß man, wen er meint. Die papstlosen Gesellen, die wenigen Sozis, etwas mehr Grünen und beinahe alle Linken, die ankündigten, Herrn Ratzinger nicht lauschen zu wollen, die sind gemeint. Die machen nämlich das Bild vom "häßlichen Deutschen" wissen die ordinierten Klerikal-Journalisten in jenem Blatt, in dem Elitz infantil blubbert.

Anstrengend nun, darauf hinzuweisen, dass man mit Toleranz und Meinungsfreiheit Päpste nur schwer verteidigen kann. Man frage mal Hans Küng oder den Befreiungstheologen Leonardo Boff, natürlich auch Eugen Drewermann, die für sich theologische Meinungsfreiheit forderten und rüde von Rom abgekanzelt und bestraft wurden - die Herrschaften Papst waren es nie: tolerant. Und nur solange Meinung ist, was der Pontifex auch als diese anerkennt, ist Meinung frei. Mit demokratischen Schlagworten ist dem Papst nicht beizukommen, denn demokratisch ist an seinem Amte wenig. Er, der Imperator über alle katholischen Seelen, wäre schon lange moralisch geächtet, thronte er über einen weltlichen Staat - dann nennte man ihn einen Diktator. Wie gesagt, anstrengend und wohl auch unfruchtbar, Elitz' Philippika so zu entkräften.

Ins Auge sticht jedoch, dass Elitz versucht, die Linke - nennen wir die unpapabilen Gesellen mal so, scheren wir sie mal über den linken Kamm - moralisch unmöglich zu machen. Die, die über Frieden und Gerechtigkeit reden, laufen weg, wenn der Wächter über Frieden und Gerechtigkeit mal vorbeischaut. Bedeutet das eigentlich auch, dass all diejenigen, die sitzen bleiben, wenn Herr Papst kommt, ansonsten nicht über Frieden und Gerechtigkeit sprechen, weshalb sie also sitzen bleiben, um eine kostenlose Lehrstunde zu erhalten? So gesehen könnte man nämlich auch festhalten, dass es die Linke nicht nötig hat, sie braucht keine Bestätigung ihrer Anschauungen. Ehrlicher wäre es allerdings gewesen, wenn Elitz geschrieben hätte, dass es doppelzüngig sei, dass die Linken, die ja viel von Gerechtigkeit sprechen, während deren Parteioberen nichtsdestotrotz in Villen hausen und als begnadete Ferraristi bekannt sind - jedenfalls nach Lesart jenes Blattes, für das Elitz schreibt -, einfach türmen, wenn einer kommt, der viel von Gerechtigkeit spricht, dabei aber in einem Palast residiert, Reichtümer in seinen Kammern herumstehen hat, eine eigene Garde besitzt.

Elitz versuchte im kindlichen Eifer Gemeinsamkeiten herauszuputzen, um die Linke zu verunglimpfen. Dabei gäbe es doch so viele Gemeinsamkeiten mehr: Reichtum und so - Wasserpredigten beim Weinsaufen und so. Messen wir einfach mal die Reichtümer derer, die so viel von Frieden und Gerechtigkeit sprechen, von Linken und von Ratzinger - und dann fragen wir nochmal genau nach, wer hier doppelzüngig ist...



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Ridendo dicere verum

Freitag, 16. September 2011

"Der Staat ist ein Ofen, für den nur ein Heizmaterial taugt - Menschen. Ohne diesen Brennstoff erstickt der Ofen. Und wird nicht mehr benötigt. Doch eben diese Menschen können ohne Staat nicht existieren. Deshalb organisieren sie sich ihre Verbrennung selbst. Die Heizer aber müssen für Feuerung sorgen. Darauf beruht alles."
- Tschingis Aitmatow, "Die weiße Wolke des Tschinggis Chan" -

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Heldin des Feminismus

Donnerstag, 15. September 2011

Kürzlich also war Gaddafis Henkerin, seine Lieblingshenkerin gar, im Gespräch. Huda Ben Amir heißt die Dame, die den Umschwung mit ihrer Verhaftung bezahlte. Läuft es schlecht für sie, droht ihr die Hinrichtung.

Islamische, berufstätige Frauen

Das irritiert phänomenal, denn ursprünglich machte man uns klar, dass im Islam Frauen nur putzen, kochen und Kinder werfen. Die Frau sei dort ein häusliches Wesen, weswegen der Kriegseinsatz in Afghanistan von deutschen Feministinnen auch gelobt wurde. Kopftuch und Burka seien vom bedeckten Leib zu sprengen. Alice Schwarzer tat sich da besonders hervor. Auch sie entdeckte im Islam nicht etwas, das es zu verstehen, sondern zu verdammen gilt.

Verwunderlich also, dass die EMMA nicht Partei für die toughe Huda Ben Amir ergreift, die in dieser Männerwelt ihre Frau stand. Wo die Lobeshymnen auf eine Frau, die Familie und Arbeit unter ein Kopftuch brachte? Es fehlt ein publiziertes Denkmal für diese Heldin des Feminismus. Unbeirrt ging sie ihren Weg und ließ die ihr Überstellten wiederum ihren letzten Weg gehen. Wahrlich, eine starke Frau!

Wer ist die islamische Frau?

Die Stimmen des Feminismus heißen diesen Krieg gut, weil er Frauen vermeintlich zu Freiheit bombt. Das ist in erster Linie dumm, weil Freiheit nicht gewalttätig entstehen kann. Die Frauen im heutigen Afghanistan tragen Burka wie zu Talibans Zeiten, was bestätigt, dass Freiheitskriege stets Augenwischerei sind. In zweiter Instanz reduziert diese Sichtweise den Krieg zu einer hinnehmbaren Tatsache - wer so argumentiert erklärt auch, dass Krieg in Ordnung sei. Die Herrschaftinnen, die den Krieg mit diesen plumpen Worten befürworteten, haben ihn zugunsten ihrer ideologischen Befangenheit legitimiert.

Logisch wäre demnach nur, auch solche islamische Gesellschaften zu loben, die der Frau den ihr gebührenden Platz einräumen. Da ist das Libyen Gaddafis, in dem man als Frau morden durfte - aber auch all die anderen, teils matriachalisch strukturierten Gesellschaften Afrikas oder die persische Frau, die auch im heutigen Iran noch selbstbewusst zur Uni geht, sodass man dort über Männerquoten sinniert. Auch im Islam werden Frauen unterdrückt - das stimmt. Im Christentum aber auch: man denke nur an christliche Nigerianer, die gemäß der Tradition polygam leben. Und was ist mit den christlichen Frauen aus Osteuropa, die ihr Haupt vor Gott bedeckt halten wollen und sich in Kopftuch wickeln?

So gut wie Männer

Huda Ben Amir hat bewiesen, dass sie so gut arbeitet, wie es Männer tun. Oder so schlecht. Dass also Mann und Frau gleich sind - manchmal gleich gut, manchmal gleich schlecht. Hoffen wir, sie wurde gleich bezahlt für gleiche Arbeit. Etwas was in Deutschland nicht mal zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau gelingt, wenn Person A festangestellt und Person B durch einen Leiharbeitgeber engagiert ist. Doch das wäre eine andere Geschichte.

Gaddafis Henkersbraut bewies diese Gleichheit. Schwarzer und ihre Entourage auch. Denn die können, was Männer immer konnten: Kriege schönreden. Sie können sich in den Mainstream zwängen, wie es Männer in der Politik auch schon viel länger tun als Frauen. Sie sind so gut wie Männer, was vom Feministischen ins Deutsche übersetzt heißt: sie sind genauso schlecht, wenn sie ihr ideologisches Pöstchen innehaben...



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Auf der Brück von Avignon

Mittwoch, 14. September 2011

Für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als sei die Eurokrise behoben, als habe Griechenland den Sturm, den es derzeit erntet, überstanden. Für einen Moment hatte man das Gefühl, dass die Diskussionen über Anleger- und Investorenvertrauen bezüglich Griechenland perdu sind, verschollen in den Weiten der Weltnachrichten und vielleicht gar tatsächlich abgängig. Als bei Orange und Avignon Teile eines Nuklearzentrums explodierten und in den Nachrichten zu hören war, dass ein Atomkraftwerk teilweise detoniert sei, man über die Folgen aber noch nichts, außer einen Toten und einige Verletzte wisse, da schien es, als seien die Reden zum Euro und dessen Verfall endgültig geschichtlich geworden. Oder etwa nicht?

Ein atomarer Unfall im Herzen Europas würde Europa verändern. Teilweise jedenfalls. Und für eine Weile wäre nichts außer atomare Verseuchung das Thema. Griechenland wäre aus dem Schneider, man würde die Eurokrise womöglich schnell abspeisen mit schnellen und üppigen Zahlungen, wobei der Euro dann ohnehin nur Makulatur würde. Bräche die Wirtschaft ein, und nach so einem Unfall würde dies geschehen, wäre Geld erstmal ein Auslaufmodell. Wer zu wenig Phantasie hat, um sich ein solches Szenario auszumalen, der lese Pausewangs Wolke, in der eine atomar verunfallte Gesellschaft gedeihlich beschrieben steht.

Das Geldfragen sinnlos werden, tritt ein solches Szenario ein, das sind Allgemeinplätze und eigentlich nicht beredenswert. Sprechen sollte man lieber darüber, mit welcher Eile man in Frankreich ans Werk ging, den aktuellen Fall zu beschwichtigen. Stutzig machte einen ja die Aneinanderreihung der Details, die man erhielt. Die Atombehörde habe entwarnt, könne aber einen Austritt von Radioaktivität noch nicht ausschließen - das ist die hohe Kunst, zwei entgegengesetzte Positionen so darzustellen, als gäbe es keinen Widerspruch. Außerdem sprach man plötzlich von der Explosion eines Ofens, der schwach-radioaktive Rückstände verbrenne, während man von der Absperrung des Geländes sprach und zu erkennen gab, dass Atombehörde und Anlagenbetreiber scheinbar händchenhaltend miteinander arbeiteten. Beide im eifrigen Wettbewerb, die Situation herunterzuspielen. Diese Abschwächung zu schwach-radioaktiv, die erzeugt schon Staunen - das klingt wie: Es ist etwas geschehen, aber bitte bleiben Sie ruhig, es ist nämlich nur kaum etwas geschehen! Die Brückentechnologie zu Avignon, die hierzulande bald überbrückt ist, verabschiedet sich nicht nachhaltig, soll das heißen. Auf der Brück von Avignon, lasst uns tanzen, lasst uns tanzen...

Nun ist europäische Wahrheit, dass der Unfall ein einfacher Unfall war. Tragisch und traurig, das übliche Betroffenheitsblabla halt, aber in der Industrie ein häufiges Vorkommnis. Sonst sei nichts geschehen. Das kann man glauben, wie man es auch nicht glauben kann. Das dürfte eine Frage der persönlichen Veranlagung und des Charakters sein. Eine Frage darüber, ob man eher Ja-, eher Nein-Sager ist, ob man lieber abnickt oder den Kopf schüttelt. Die offizielle Seite jedenfalls, die so eilig um Beschwichtigung bemüht war, ist die Seite der Ja-Sager. Sie sagten damit auch Ja zum Euro und zum Hickhack um diese Währung, denn sie haben das Schlachtfeld, das soviel Panik erzeugt hätte, dass der Euro zwölftrangig geworden wäre, einfach verhindert. Vielleicht berechtigt, wie gesagt, doch im Augenblick, da die erste Beschwichtigungsaktion fiel, sicherlich noch nicht geprüft. Ins Blaue hinein entwarnt - so hält man Währungsfragen am Laufen.

Es wäre doch untragbar, wenn in Europa die Wirtschaft nuklear erkrankte und die Gläubiger in Griechenland nicht mehr an ihr Geld kämen. Vermutlich ist das allerdings zu pessimistisch gedacht. Denn der Kapitalismus ist eine krisenfeste Einrichtung. Jedenfalls dann, wenn er nicht mit systemimmanenten Problemen zu kämpfen hat. Währungsfragen unterhöhlen sein Fundament, weil die Menschen sie unmittelbar zu spüren bekommen - Umweltprobleme, AKW-Gefahren, Verfestigung der Dritten Welt, die kann er ignorieren und beiseitereden, die spürt man kaum und wenn, dann erst sehr spät. Den Kapitalismus in seinem Lauf, hält weder Tod noch Strahlung auf! Wir haben doch in Fukushima gesehen, solche Themen beschäftigen uns nur einige Wochen. Am eigenen Leib vielleicht sogar zwei, drei Monate, da dürften wir hartnäckiger am Ball bleiben wollen - eine Weile zumindest. Dann ist es aber genug! Dann muß es doch bitteschön weitergehen wie gehabt. Rubel müssen rollen, Arbeit muß getan, Bundesligaspiele müssen angepfiffen werden.

Wir dürfen uns in unserer Freiheit nicht beschneiden lassen, sagt dann die freiheitlich-demokratische Gesellschaft, die dann nicht mehr nur freiheitlich und demokratisch, sondern auch noch nuklear verunreinigt ist. Die Angst vor der Verstrahlung, die Furcht vor dem massenweisen Krebs, darf uns nicht lähmen. Denn das wäre der eigentliche Super-GAU. Wenn keine Profite mehr entstehen, wenn nicht mehr verkauft wird, wenn die Angst uns unwirtschaftlich werden läßt. Ja, das wären die allerschlimmsten Folgen eines nuklearen Unfalls. Und da heißt es dann zusammenhalten, Solidarität zeigen. Nicht mit den Gezeichneten, mit den Verstrahlten, die versorgt man natürlich, aber nicht zu solidarisch mit denen sein, denn die erinnern uns an die Sache, machen schlechtes Gewissen. Solidarisch mit unserem System sein, ist damit gemeint. Die Publizistik hat solidarisch mit der Wirtschaft zu sein, Funk und Fernsehen auch. Beschwichtigen, vertuschen, entkräften! Eine Atomunfall-Krise kann man leicht ersticken. Das hat damals schon der brave Westen getan, als im bösen Rot-Osten ein AKW barst - da war man vereint im Kleinhalten der Folgen, legte den Kalten Krieg ad acta, hat die Bürger eingelullt mit Ausreden, die den Fortlauf der westlichen Atomindustrie gewährleisten sollten.

Hoffen wir, dass das, was da zwischen Avignon und Orange war, ohne radioaktiven Austritt geschah. Aber selbst wenn, bald spräche niemand mehr darüber, man würde darüber nicht sprechen, wie damals unsere Großeltern nicht vom Hitlerreich sprachen, in dem sie vormals lebten. Auch das beschreibt Pausewang in ihrem Büchlein. Mund halten, weitermachen - so kann man es besser ertragen. Und Kind, bedecke deine Glatze, empfiehlt dort, bei Pausewang, die Tante ihrer verstrahlten Nichte. Muß man denn seine Mitmenschen derart vor den Kopf stoßen?, fragt sie. Mach es allen leichter, bedecke deinen Kopf! Selbst wenn es geschehen wäre, verdrängen wir mal, dass es ja noch nicht ganz ausgeschlossen ist... selbst wenn, die Griechenland-Frage wäre stets wichtiger, auch im Angesicht des Todes.



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Von Genetik gelesen, aber nichts verstanden

Dienstag, 13. September 2011

Es ist nun etwas mehr als ein Jahr her, dass Thilo Sarrazin in der Welt am Sonntag und der Berliner Morgenpost erklärte, dass Juden wie Basken spezielle Gene aufwiesen, die sie von anderen unterschieden. Später distanzierte er sich von dieser Aussage, nannte sie überspitzt formuliert, was seiner Gefolgschaft fortwährend als Beweis galt, dass Sarrazin es wirklich wissenschaftlich und seriös meine. Schließlich gab er sich reuig, was seinem Ruf als Selbstdarsteller und Enfant terrible mächtig entgegenwirke.

Jene Aussage machte selbst jene Naserümpfen, die bis dahin noch Sarrazins Thesen befürworteten. Das taten sie nachher sicherlich weiterhin, nur diesen einen Ausspruch wollte sie nicht unwidersprochen dulden. Dergleichen sage man nicht, las man da. Moralische Abkanzelungen, Hinwirken auf politische Korrektheit, inhaltliche Analysen dieser Aussage aber, gab es so gut wie keine. Fast so, als habe er im Grunde etwas gesagt, was nicht falsch ist, was man aber heute, da man gut erzogen ist, nicht mehr sagt. Es lohnt sich aber durchaus ein Blick auf das Juden- und Baskenphänomen, wie es auch die Wissenschaft behandelt hat und wie es der Anthropologe Marvin Harris populärwissenschaftlich anriss:
"Die Basken und Juden sind zwei der ältesten überlebenden ethnischen Gruppen. Die Basken, deren Heimat beiderseits der Pyrenäen in Spanien und in Frankreich liegt, sprechen eine Sprache, die mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt ist. Die Ursprünge dieser Volksgruppe reichen weit hinter die römische Zeit zurück, bis in die Anfänge der Bronzezeit in Europa. Was die Juden betrifft, so beanspruchen sie auf Grund des Zeugnisses der Schrift, daß Abraham aus Ur im Land der Chaldäer kam, ein Alter von etwa 4000 Jahren. Aber weder die Basken noch die Juden können Anspruch auf eine durch strikte Endogamie gewährleistete Reinheit der Abstammung erheben. In beiden Fällen läßt sich die vielbeschworene gemeinsame Herkunft nur um den Preis aufrechterhalten, daß eine riesige Zahl fremder Abstammungslinien außer Betracht bleibt. Mit Hilfe von Blutgruppen und anderen immunologischen Kennzeichen haben Forscher mehrfach nachgewiesen, daß die Juden in irgendeiner bestimmten Region ihren nichtjüdischen Nachbarn genetisch näherstehen als den Juden in anderen Regionen."
- Marvin Harris, "Menschen. Wie wir wurden, was wir sind.", Seite 101 -
Einige Seiten später handelt Harris das Märchen des Intelligenzunterschiedes zwischen den Ethnien ab, das noch aus den Tagen Thomas Huxleys stammt, der immerhin Darwins Handlanger war. Um es kurz zu machen, Harris erklärt, dass Schwarze in den USA bei Intelligenztest schlechter abschneiden. Dies sei keine Lüge der Befürworter rassischer Thesen, jedoch lasse sich dieser Intelligenzunterschied nicht rassisch erklären. Die schlechteren Testergebnisse sind "Ausdruck einer geringeren sozialen Motivierung der Schwarzen [...], hohe Intelligenzquotienten zu erzielen, wofür u.a. eine lange Geschichte der schlechteren schulischen Ausbildung, das Aufwachsen in kaputten Familien und die fehlende Begegnung mit intellektuell erfolgreichen Rollenvorbildern verantwortlich zu machen sind". Das ist im Hinblick auf Sarrazin nicht ganz unspannend, schließlich war er es, der lauthals über Intelligenzunterschiede zwischen Juden, Slawen und Araber schwadronierte, wobei Deutschland natürlich die weniger Intelligenten abbekomme, was wiederum zur Abschaffung Deutschlands führte (und zum Verlegen eines Buches, das diesen Titel trägt).

Nun hat sich Sarrazin damals distanziert von seiner Aussage. Zusätzlich meinte er sinngemäß, dass diese Äußerung zu Juden und Basken etwas überspitzt war. Das moralische Stahlgewitter in das er da geschubst wurde, mag ihn dazu veranlasst haben. Aber auch wenn er es aufrichtig meinte, selbst wenn er zur Einsicht gelangte, er hätte ein klein wenig übertrieben, so fragt man sich unwillkürlich doch - oder sollte man sich mit kritischem Verstand jedenfalls fragen -, woher nahm dieser Mann sein vermeintliches Wissen? Wer mit Huxleys uralten Thesen aufwartet, die mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel haben, wenn er von jüdischen und baskischen Genen spricht, hernach ein wenig zurückrudert, obwohl Studien eindeutig klärten, dass es genetische Reinheiten auch bei diesen beiden Gruppen nicht gibt, dann ist er schon mit diesen Aussagen derart disqualifiziert, dass er als ernstzunehmender Gesprächspartner nicht taugt. Er hat auch nicht etwas überspitzt, nicht etwas übertrieben, denn Basken- und Judengene und schon gar ihre Reinheit gibt es nicht mal im Ansatz.

Eines sah man an Sarrazins Aussage damals recht gut: er hat für sein Buch recherchiert. Wenn auch schlecht. Irgendwo in den Evolutions- und Anthropologiebüchern, die er wälzte, hat er was von Basken und Juden aufgeschnappt, aber nicht richtig verarbeitet. Was natürlich daran liegen könnte, dass er wenig Ahnung von Vererbungslehre hat, dass er sie liest wie einen abenteuerlichen Roman von Goliath gegen David. Täuschen kann man sich durchaus mal. Zahlen anders auswerten auch. Darüber kann man dann streiten. Aber das kleine Einmaleins der Anthropologie nicht zu beherrschen, obwohl man ein Buch schreibt, bei dem Grundwissen hierzu unbedingt notwendig ist, das ist fahrlässig, das ist gefährlich.

Dass wissenschaftliche Erkenntnisse eigentlich so gut wie gegenstandslos sind, erkennt man auch daran, dass Sarrazins damalige Äußerung nur moralisch, nicht aber inhaltlich gekontert wurde. Der Hokuspokus um die menschliche Vererbungsmechanismen, der zuweilen den Diskurs bestimmt, scheint mehrheitlich gar nicht als Hokuspokus wahrgenommen zu werden. Daher nur die moralische Schelte. Denn ganz falsch lag Sarrazin nicht, heißt es dann, nur sowas sage man halt nicht, das sei unanständig und klinge so verdächtig nach Nazi. Dass Vererbung so nicht funktioniert, wie er es meint, glaubt man nicht.



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Ridendo dicere verum

Freitag, 9. September 2011

"Politiker muß man nicht achten, man muß auf sie achten."
- Dieter Hildebrandt -

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Der ökologische Verpacker

Donnerstag, 8. September 2011

Die Ökologie hat in Deutschland ein Knautschgesicht. Es sieht verblüffend dem ähnlich, das bis 2005 den Posten des Außenministers zierte. Ökologisches Know-How auf Bestellung: das ist dessen neues Geschäftsfeld. Hierzu hat er sogar eine Beraterfirma gegründet. Beraten kann er indes wenig, wie wir schon von Jutta Ditfurth wissen, die Joschka Fischer von Anbeginn als Scharlatan abtat, der durch Platzhirsch-Allüren, nicht aber durch ökologisches Wissen glänzte - er hatte in seiner Aufstiegszeit nicht mal großes Interesse an diesem Thema. Das tut dem Geschäftsmodell freilich keinen Abbruch, denn Beratertätigkeit meint hier, dass jede Firma mit ökologischem Imageproblem gut beraten ist, wenn sie sich das ökologische Knautschgesicht auf öffentliche PR-Termine einlädt.

So taten es zwei Energiemultis, so tat es BMW - und so wird es zukünftig REWE handhaben. Erst kürzlich fühlte Christoph Lütgert der Fischer Company auf den Zahn. Was hat Fischer eigentlich für BMW geleistet, wollte er wissen. Die Antwort von Experten war ernüchternd: Nichts! Aber auch rein gar nichts! Die Schadstoffwerte von BMW-Fahrzeugen sind miserabel wie eh und je. Mitgearbeitet an neuen Modellen habe er indes auch nicht, gab die BMW-Führungsriege zudem offen zu. Fischer ist demnach niemand, der mit ökologischem Know-How aufwarten kann, doch mit grünem Know-How, so wie man diese Art Wissen heute immer öfter tituliert, dann schon eher. Denn es scheint die Masche der Grünen zu sein, sich als besonders fachmännisch und wichtigtuerisch aufzublasen, um sich schön ins Rampenlicht zu schummeln. Dieses Know-How bietet Fischer an - das ist, was er kann, was er immer konnte. Mehr nicht.

Er ist kein Berater, er ist ein Etikett, das sich Unternehmen anstecken können. Wo Fischer mit dabei ist, so will es uns das Etikett lehren, da wird nachhaltig, umweltbewusst und verantwortungsvoll produziert und gewirtschaftet. Irgendwie bringen die Menschen Fischer mit Umweltbewusstsein in Verbindung, wahrscheinlich, weil er mal Mitglied einer Partei war, die irgendwann in grauer Vorzeit, radikal für ein solches Bewusstsein einstand. Die Unternehmen wissen das und nutzen diesen Effekt aus, um das öffentliche Ansehen durch Umweltbesorgtheit zu mehren. Fischer ist eine Imagekampagne, kein ökologisch geschulter Berater - er berät nicht inhaltlich, er dekoriert mit seinem Antlitz nur die Verpackung.

Genauer gesagt: Fischer selbst ist die ökologische Verpackung. Darin eingewickelt kann derselbe umweltschädliche Mist wie vorher sein, das ist dann nur noch zweitrangig. Natürlich liest man, dass REWE nun die Palette an Ökoprodukten erweitern will. Das ist die Glitzerfolie, die unter der ökologischen Verpackung liegt. Und einen Markt hierfür, der Profit abwirft, gibt es schließlich auch. Man tut es ja nicht aus Altruismus. Alltag in Unternehmen ist doch ohnehin - und das schon lange und ohne Joschka Fischer -, dass überall dort, wo ökologisches Wirtschaften Einsparpotenzial birgt, beispielsweise den Strombedarf mindert, alles Mögliche getan wird, um dort ökologisch nachhaltig zu werden. Wo es teuer wird, wo Unkosten entstehen, da ist Ökologie gar nicht erwünscht - und auch Fischer ändert daran nichts, nur weil er sein Gesicht in Fotolinsen hält. REWE kann demnach mit dem fischigen Feigenblättchen weiterhin tun, was REWE immer mehr oder minder tat.

Ein Vollsortiment-Supermarkt läßt sich, um alle Bedürfnisse, die so kursieren, zu decken, wohl nie in völliger ökologischer Konformität führen. Das geht alleine beim Obst los, das quer über die Erde geflogen wird - das endet irgendwann beim Kaffee, der sozio-ökonomische Verwerfungen in den Erzeugerländern verursacht. Möchte Fischer also tatsächlich die Welt ökologischer Gestalten, so müsste er die Menschen erreichen, deren Bedürfnisse angreifen, deren Konsumverhalten entblößen. Sein angebliches Know-How wäre da besser aufgehoben. Aber wer würde ihn dafür bezahlen? Wenn er Konsumverhalten kritisierte, dann REWE sicher nicht - und BMW auch nicht! Konzerne bezahlen aber - und das nicht schlecht. Somit weiß er doch, wohin mit seinem strotzenden "Fachwissen".

Gut, durch Umweltbewusstsein Einsparpotenziale schaffen, das tun diese Unternehmen schon seit Jahren, ja Jahrzehnten - wo Kosten gesenkt werden konnten, war man immer innovativ. Und wenn dabei zufällig etwas Umweltschutz herauslugte, dann war das auch in Ordnung. Dazu bedarf es dieses Beraters jedenfalls nicht. Aber das schöne Image, das er macht, das ist goldwert. Fischer berät nicht, er weckt Gefühle und stimuliert Kundenphantasien. Sein Gesicht im Verbund mit dem jeweiligen Konzern soll dem Kunden suggerieren, dass er umweltverträglich konsumiert. Fischer ist nicht das ökologische Gewissen jener Unternehmen oder gar der Gesellschaft generell - er nimmt es den Konzernen ab und versucht jede gesellschaftliche Gewissensregung einzulullen... auf das sich niemand mit inneren Stimmen plagen muß.



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Nein, sie lebt nicht, sie lebt nicht, sie lebt nicht...

Mittwoch, 7. September 2011

Man will ja doch wählen, seine Stimme loswerden. So hat man es gelernt, so will man es beibehalten - das ist die Denke vieler, die an Urnen pilgern, um in Bürgerpflicht zu machen. Wählen, weil das demokratisch ist - wählen, weil man es so gelernt hat und der schöne Brauch nicht aus der Welt sein soll - wählen, auch ohne eine Wahl zu haben. Stimmen wollen vergeben sein - und wenn man nicht weiß, wohin mit seiner Stimme, weil allerlei Parteien nicht so aussehen, als würden sie Stimmen verdient haben, so schustert man sie einer Partei zu, die derzeit womöglich nicht viel richtig macht, aber eben auch nicht falsch. Hier kommt derzeit die Sozialdemokratie ins Spiel, die in Landtagswahlen zunehmend als Gewinner hervortritt.

Gewinner? Neinnein, die SPD ist nicht wiedererwacht. Entwarnung also! Man darf Meck-Pomm nicht fehldeuten. Wenn eine Leiche ein Weilchen liegt, bekommt sie einen Blähbauch, furzt aus allerhand Körperöffnungen. Das wirkt dann beinahe so, als lebte der Torso noch. Tut er aber nicht! Blähungen sehen nur manchmal wie Atmung aus. Die SPD bläht gerade mächtig - das ist das ganze Geheimnis. Man war Leiche, man ist Leiche. Die anderen natürlich auch! Man verwest ja parteiübergreifend. Bloß bei denen stülpt das durch Fäulnisprozess entstehende Gas derzeit keine Bäuche nach außen. Der blähschwülstige Bauch, der sich wölbt, der rumort und gurgelt und dabei aussieht, wie ein agiler, sich bewegender Leib, er täuscht über die Wahrheit hinweg.

Und diese Wahrheit lautet, schunkelnd ausgedrückt: Neeeein, sie lebt nicht, sie lebt nicht, sie lebt nicht... Tut sie nicht! Man darf den Blähbauch nicht mit einer strotzenden Brust verwechseln. Beides mag sich ähneln, wenn man nur schnell darüber hinwegblickt. Doch die Sozialdemokratie schwellt nicht Brüste, sie profitiert lediglich davon, dass es Menschen gibt, die unbedingt ihr Kreuzchen loswerden wollen und nicht wissen, wohin mit dem Ding. Dann halt zur SPD, die war ja mal wer und Opa hat sie auch gewählt damals - und unter Gabriel blühen sie zwar nicht wieder zu mehr sozialem Gewissen und mehr Demokratieverständnis auf, aber sie schweigen viel, was gut ist in Zeiten, da die anderen viel Scheiße schwatzen. Reden Silber, Schweigen Gold und Zuwächse an der Urne.

Erstaunlich, wie die Sozialdemokraten feiern. Wissen die parteilichen Kader denn nicht, dass sich parteiliche Kadaver ab und an rühren und deswegen dennoch verstorben bleiben? Den letzten Aufwind eines im Sterben liegenden fehldeuten - ja, das passiert! Wer hat nicht schon Omas achten Frühling, den sie im Sterbezimmer verlebte, als Wende zum Guten interpretiert? Aber jemanden, der schon das Löffelchen abgegeben hat, zum Wiedergänger zu erheben? Hoffnung, die nicht mal dann stirbt, wenn schon gestorben wurde. Was feiern sie denn nur? Dass man aus Wahlnotstand heraus den wählt, der momentan am nettesten aussieht? Dass gottlob die meisten Wähler zuhause bleiben, das heißt, eben keine Wähler sein wollen, womit Zuwächse zustandekommen, die es gar nicht gibt. Weniger Polemik, etwas mehr Zahlenschaukelei? Bittesehr: Obwohl man in Mecklenburg-Vorpommern mehr als fünf Prozent zulegte, wurde man von knapp 8.000 Leuten weniger gewählt. Das ist doch nicht Leben, das in die SPD zurückkehrt - das ist der falsche Schein, den die Fäulnis macht.

Lang genug war man krank, litt man an der Schröderitis, höhlte die Clementitis den Körper aus, grummelte Morbus Münteferensis wild im Gestell, trocknete die Schilyhö den ohnehin schon moribunden Klapperkasten aus. Und dann war es aus! Nicht plötzlich, nicht unerwartet rafften sie sie dahin, die Sozialdemokratie. Was gut war, könnte man respektlos sagen. Was ist denn das für ein Leben nach einer schweren Schröderitis? Wer will denn so weitermachen, so entstellt, so gezeichnet? Dann lieber gleich ein Ende mit Schrecken. Die Sozis in Meck-Pomm, die nun so ungehalten jubeln, sie sollten mit etwas mehr Pietät an die Sache treten. An Särgen feiert man nicht, man steht zurückhaltend Spalier. Der Wahlabend war peinlich, weil er einer Beerdigung glich, auf der frohlockt wurde. Er war peinlich, weil man glaubte, dass der sich wie Hefe wölbende Bauch, der zufällig das Sargglöckchen bimmeln ließ, das Lebenszeichen eines versehentlich vergrabenen Scheintoten war...



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De omnibus dubitandum

Dienstag, 6. September 2011

Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern wählten...
  • ... 48,6 Prozent aller Wahlberechtigten niemanden.
  • ... 17,7 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
  • ... 11,4 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU.
  • ... 9,1 Prozent aller Wahlberechtigten die Linke.
  • ... 4,2 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
  • ... 3,0 Prozent aller Wahlberechtigten die NPD.
  • ... 1,4 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
Selbst die so genannte Große Koalition würde nur einen Rückhalt von 29,1 Prozent aller Wahlberechtigten verbuchen. Der breite Wählerwille wäre damit von nicht einmal einem Drittel der potenziellen Wähler abgesegnet. Die Opposition wäre bei einer solchen Konstellation mit gerade mal 16,3 Prozent aller möglichen Stimmen vertreten - ein Sechstel aller Wahlberechtigten hätten somit die "Kontrolle der Regierung" gewählt. Eine rot-rote Koalition würde bei 26,8 Prozent liegen.

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